Beelitz-Heilstätten: Riesige Treppenaufgänge, fahles Licht und endlose Flure
Bevor ich nach Berlin gezogen bin, wusste ich nichts mit dem Begriff Lost Places anzufangen. Jetzt bin ich süchtig nach verfallenen Gebäuden im Dornröschenschlaf. Die Beelitz-Heilstätten, ein ehemaliges Lungenklinikum, das auch als Kulisse für zahlreiche bekannte Filme wie “Operation Walküre” oder auch “Der Pianist” genutzt wurde, stehen bei jedem Lost Places-Fan oben auf der Liste. Der Putz blättert ab, einsame Flure sind in fahles Licht getaucht und große Treppenemporen liefern mystisch-schöne Motive. Wenn du noch nie da warst, ist es schwer zu beschreiben, was mit dir passiert, wenn du erstmals auf die riesigen Gebäude im Wald triffst. Am besten kommst du hin per Regional-Bahn bis Beelitz Heilstätten. Aber Achtung, der Eintritt auf eigene Faust ist streng verboten. Die beste Variante ist es, die Beelitz- Heilstätten im Rahmen einer Fototour zu besuchen.
Postkartenmotiv mit Oberbaumbrücke, Molecule Men und Mediaspree
Wer auf der Suche nach einem der klassischen Berliner Postkartenmotive ist, sollte unbedingt zur Elsenbrücke fahren. Diese liegt unweit der S-Bahn Treptower Park und verbindet die Stadtteile Friedrichshain und Treptow. Die beste Tageszeit, um hier zu fotografieren, ist die sogenannte „Blaue Stunde“. In den Minuten zwischen Sonnenuntergang und Einbruch der Dunkelheit hat man von der Brücke aus einen großartigen Ausblick auf die Spree bis hin zum Fernsehturm inklusive Molecule Men und Oberbaumbrücke. Wichtiges Equipment für diese Fotosession ist ein Stativ!
Kitschig, schöner Sonnenuntergang
Der beste Ort, um einen Sommerabend in Berlin zu erleben, ist einer der vielen städtischen Parks, wie beispielsweise der Mauerpark. Am frühen Abend finden sich hier unzählige Berlin-Motive. Die Sonne versinkt hinter den Häusern im angrenzenden Wedding, Pärchen genießen den Sonnenuntergang auf den Hängen am Rande des Parks, Sportfreaks spielen Basketball im Park, Straßenmusiker präsentieren ihre Songs und Graffiti-Künstler lassen ihrer Kreativität an den letzten verbliebenen Stücken der Berliner Mauer freien Lauf. All die schönen Motive lassen sich mit einem Teleobjektiv auch aus der Ferne einfangen.
Über den Dächern von Berlin
Fernsehturm, Kollhoff Tower oder Park Inn sind tolle Panorama-Punkte für Fotos der Berliner Skyline. Den besten und dazu noch kostenlosen Ausblick über die Dächer von Berlin, gibt es in Neukölln. Auf dem Parkdeck der Neukölln Arcaden (Karl-Marx-Straße 66) kann man sein Stativ aufstellen, auf den Sonnenuntergang warten oder sich an Langzeitbelichtung probieren. In der OpenAir-Bar Klunkerkranich gibt es zudem das passende Sundowner Getränk.
Die Lichter der Großstadt sichtbar machen
Ich weiß nicht, wie oft ich schon den Bahnhof Friedrichstraße passiert habe, bis ich endlich mal hinaus auf den Bahnsteig gegangen bin. Von dem Bahnsteig an Gleis 1 hat man die perfekte Sicht in die Häuserschluchten entlang der Friedrichstraße. Natürlich ist dieser Ort auch super für den Start einer Fototour. Das Wasser rund um das Regierungsviertel, Tränenpalast, Hauptbahnhof und auch die Museumsinsel liegen in unmittelbarer Laufweite. Auch hier empfehle ich die Blaue Stunde als perfekten Zeitpunkt, dann ziehen die Autos lange Streifen und die Leuchtreklame beleuchtet die Fassaden entlang der Friedrichstraße.
Der Geisterbahnhof von Siemensstadt
Der Bahnhof Siemensstadt ist einer meiner weiteren Favoriten unter den Lost Places Berlins. Der Bahnhof befindet sich im gleichnamigen Stadtteil und liegt über dem Rohrdamm, der täglich von tausenden Autos befahren wird. Früher war der Bahnhof Siemensstadt ein wichtiger Punkt für Pendler der Siemenswerke, seit mehreren Jahrzehnten ist er jedoch stillgelegt und deswegen ein beliebter Fotospot. Wie bei allen Lost Places ist auch hier Vorsicht beim Betreten geboten, weswegen ich empfehle, nie alleine an solche Orte zu gehen.
Ein Wasserfall mitten in der Großstadt
Der Kreuzberg im Viktoriapark ist eine der wenigen natürlichen Erhebungen in Berlin. Doch ist es mit der Natürlichkeit nicht so weit her, denn der Wasserfall im Park ist künstlich angelegt, was ihn jedoch nicht weniger eindrucksvoll und damit zu einem spannenden Fotomotiv für Fans von Landschaftsfotografie macht. Auch der Aufstieg zum Denkmal lohnt sich, denn von hier hat man einen tollen Blick über Berlin. Das Licht am späten Nachmittag oder frühen Abend lässt das Grün des Parks erstrahlen und man kann schöne Naturaufnahmen machen.
Licht und Schattenspiele im Urnengang vom Krematorium Wilmersdorf
Bei meinem ersten Ausflug in das Krematorium Wilmersdorf war ich fasziniert vom Gänge-System des Urnengangs. Am späten Nachmittag fällt das Licht seitlich in die Gänge und es macht Spaß, mit den Perspektiven aus Licht und Schatten zu spielen. Die Mauern reflektieren ein warmes, friedliches Licht. Fotografisch ist es durchaus herausfordernd, die Stille und Würde dieses Ortes im Foto umzusetzen – ein echter Tipp deshalb für etwas ambitioniertere Hobby-Fotografen.
Kleine Welten im Prinzessinnengarten
Die Gebäude im Kreuzberger Prinzessinnengarten bestehen aus ausgemusterten Containern. Die Pflanzen befinden sich in Tetra Paks, alten Bäckerkisten und Reissäcken. Genau diese Mischung bietet die perfekte Kulisse für den Kontrast zu den kleinen Setzlingen, Blumen und allerlei schwirrenden Bienen und Schmetterlingen. Seit 2009 wird das ehemalige Brachland zwischen der Prinzenstraße und der Oranienstraße von Anwohnern als Nutzgarten für Urban Gardening genutzt. Falls vorhanden, solltet ihr unbedingt ein Makro-Objektiv in die Fototasche anbieten, das gibt es auch als Aufsatz für das Smartphone, denn das Grün der Pflanzen wirkt in extremer Nahaufnahme doppelt eindrucksvoll.
Schwimmen verboten im Trainingsbecken für die Olympischen Sommerspiele 1932
Bis in die späten 1980er Jahre herrschte im Freibad Lichtenberg noch reger Badebetrieb. Seit dem holt sich die Natur diesen Ort wieder zurück: Dunkles Wasser steht knietief in ausgemusterten Schwimmbecken, verblasste Kacheln halten sich mit Mühe noch an den alten Wänden und die Sprungtürme sind fast vollständig von Gestrüpp und Grün überwachsen. Ein gespenstischer Ort! Zu den Olympischen Sommerspiele 1932 und 1936 diente es den ausländischen Schwimm-Wettkämpfern als Trainingsanlage. Heute verirren sich lediglich eingeweihte Lost Places-Fans an diesen Ort.
Kennst du noch weitere tolle Foto-Orte in Berlin? Dann freue ich mich auf deine Kommentare.
Über Lars:
Lars Poeck betreibt den Foto-Blog IG-Fotografie.de. IG steht für Interessengemeinschaft und Fotografie ist für Lars ganz einfach das schönste Hobby der Welt – jedenfalls für Lars. Auf IG-Fotografie.de bekommen Leser Tipps zu Foto-Locations, nicht nur in Berlin. Zudem schreibt Lars über seinen Weg, das Fotografieren zu erlernen. Sein eBook „10 Tipps für bessere Fotos“ steht als kostenloser Download bereit.
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