Als Reisebloggerin komme ich viel rum und werde oft gefragt, was ich mir in Städten zuerst anschaue. Sind es die Sehenswürdigkeiten? Galerien? Cafés? Boutiquen? Diese Sachen schaue ich mir irgendwann im Vorbeilaufen natürlich auch an, aber meistens zieht es mich zuerst zu den Ecken mit den schönsten Graffitis, Paste-Ups und riesigen Murals. Street Art schaue ich mir beim Reisen besonders gerne an und sind auch mein liebstes Fotomotiv. Es ist meist total interessant etwas über die lokalen Künstler zu erfahren und gleichzeitig zu bestaunen, wie sich die Urbane Kunst organisch in das Stadtbild einfügt, die Gegebenheiten der Wand mit in sich aufnimmt und umspielt und dabei eine Botschaft verbreitet. Auf Fotos ergibt das nicht nur tolle bunte Farben, die die Stadt lebendig wirken lassen, sondern auch super spannende Strukturen und Kompositionen.
Besonders überrascht hat mich mein Besuch in der italienischen Region Emilia Romagna, von der ich nicht erwartet habe, dass deren kleine Städtchen so viel Street Art mit viel Geschichte beherbergt. Hier möchte ich ein paar davon vorstellen.
Saludeccio
In dem kleinen Dorf in den Bergen unweit der Küste der Region hat man schon in den 90ern begonnen, Wandmalereien über die kleinen verwinkelten Gassen zu verteilen. Verschiedene Künstler wurden eingeladen, ein Mural über eine Erfindung des 19. Jahrhunderts beizutragen. Inzwischen sind es über 50 Stück, die man bei einem kleinen Spaziergang bewundern kann. Zum Beispiel ein beeindruckendes Mural über die Erfindung des Roten Kreuzes (Foto oben).
Modena
Modena ist das Mekka für Street Art in der Emilia Romagna. Hier haben sich Dank des jährlich stattfindenden Icone Graffiti Festivals viele italienische und internationale Künstler verewigt, darunter viele bekannte Namen wie Erica il Cane, Blu, James Kalinda und Bastardilla. Die meisten davon findet man am Parco Novi Sag in den Innenstadt.

Bologna
Bologna ist die Heimatstadt des wohl international bekanntesten italienischen Street Artists „BLU“. Seine Werke zeichnen sich meist durch sozialkritische Aussagen aus, so übermalte er erst 2014 aus Protest sein bekanntes Mural in Berlin. Besonders angetan hat es mir aber ein winziges Graffiti der Künstlerin Alicé, welches ich nur durch Zufall im Vorbeilaufen mit einem Pistazien Gelato entdeckt habe.

Rimini
Der älteste Stadtteil von Rimini, Borgo San Giuliano ist übersät mit Szenenbildern aus Fellini Filmen, die als Teil des Borgofestivals seit den 80er Jahren auf die Wände gemalt wurden. Drumherum findet man einige aktuelle Arbeiten von Erica Il Cane und dem in Rimini ansässigen bekannten Graffiti Künstler Eron, der mit seiner Sprühflasche geisterhafte Schattenbilder kreiert und auch als erster Street Artist das Fresko einer Kirche in Rimini malen durfte.

Sagra della Street Art
Das wohl unerwarteste Projekt ist ansässig irgendwo auf dem Lande in der Nähe von Reggio Emilia. Hier passiert man während eines Road Trips Weinfelder, alte Bauernhäuser und winzige Dörfer und überall ragen auf Scheunen, leerstehenden Parmesanfabriken und Wassertürmen etliche Murals aus der pittoresken Landschaft hervor. Street Art Künstler „Dada“ lädt regelmäßig seine Kumpels aus aller Welt zu sich auf den Hof ein um mit Erlaubnis der Bauern die Region ein bisschen zu verschönern. Inzwischen stehen die Leute schon Schlange, da sie auch so ein Tier auf ihrer Hauswand haben möchten.

Dies ist der vierte Gastbeitrag von Nina vom Blog smaracuja.de
Wenn dir ihr Bericht gefallen hat, findest du hier ihre weiteren Beiträge über den englischen Lake District, den Lake Wanaka in Neuseeland und die Pyramiden von Gizeh.